...über's Watt
Das faszinierende Wechselspiel von Ebbe und Flut legt an der Küste der südlichen Nordsee zweimal täglich etwa sechstausend Quadratkilometer Meeresboden frei - das Watt.
Auf den ersten Blick eine riesige, scheinbar leblose Schlick- und Sandwüste; selbst die gekringelten Würmer auf dem Boden zerfallen bei Berührung zu bloßem Sand.
Es bedarf schon eines zweiten, genaueren Blickes, um den Tieren und Pflanzen dieses Lebensraumes auf die Spur zu kommen, leben hier doch die meisten Muscheln und Würmer im Boden eingegraben. Fische und Krebse erscheinen erst mit dem Flutwasser auf dem Watt und ziehen sich bei Ebbe in tieferes Wasser zurück. Die Pflanzen schließlich sind vor allem durch mikroskopisch kleine Algen vertreten.
Und doch gehört dieses auf den ersten Blick so leblose Watt zu den biologisch produktivsten Lebensräumen unserer Erde. Bis zu einer Million einzelliger Algen pro Quadratzentimeter und über fünfzigtausend kleine Krebse und Schnecken pro Quadratmeter wurden gezählt. Viele Nordseefische wie Scholle und Hering nutzen in ihren ersten Lebensjahren diesen Nahrungsreichtum. Im Sommer ist das Watt ein bedeutendes Vogelbrutgebiet, im Herbst und Frühjahr finden hier einige Millionen durchziehende Wat- und Wasservögel einen reichgedeckten Tisch, nordische Brutvögel überwintern hier. Und für Seehunde, Kegelrobbe und Schweinswale ist das Wattenmeer bedeutendes Aufzuchtsgebiet.
2009 ist das Wattenmeer zum Weltnaturerbe erklärt worden. Neben der besonderen ökologischen Bedeutung waren es auch geologische Geschichtspunkte, die zur Anerkennung führten: Das Wattenmerer ist nicht nur ein eine erdgeschichtlich sehr junge, sondern auch eine außerordentlich dynamische Landschaft. Die Kräfte des Windes und der Strömung gestalten das Watt immer wieder neu: Das einzig Beständige ist hier der Wandel.
Daß sich diese großartige Naturlandschaft bei uns in Mitteleuropa erhalten konnte, verdankt das Wattenmeer vielen engagierten Menschen, die sich für seinen Schutz eingesetzt haben - und wohl auch (vergleichbar dem Hochgebirge) den eher menschenfeindlichen Kräften der Natur, die bis jetzt eine intensive Nutzung dieses Raumes verhinderten. Doch das alles kann bald vorbei sein: die Industrie drängt zur Küste, das Nordseewasser wird zunehmend stärker verschmutzt, Erdölbohrungen werden vorgenommen, Windenergiegewinnung und Seeschifffahrt wachsen enorm und große Eindeichungsprojekte bedrohen wertvolle Teile des Wattenmeeres. Der Klimawandel führt nicht nur zum Steigen des Mereresspiegels, sondern verändert auch in vielfacher Hinsicht die Lebensgrundlagen von Tieren und Pflanzen. Selbst der Fremdenverkehr läuft bei ungezügeltem Wachstum Gefahr, sein eigenes Kapital - eine natürliche Landschaft - zu zerstören.
Der Nationalpark Wattenmeer bemüht sich um den Schutz dieser einmaligen Landschaft. Grundgedanke dabei ist, die natürliche Entwicklung so ungestört wie möglich von menschlicher Einflussnahme sich entwickeln zu lassen - gemäß dem Motto "Natur Natur sein lassen".
Watt erleben!
Carsten HeitheckerLütt Slurpad 8, 26474 Spiekeroog
Tel./Fax: 04976/912070
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